Wer sind die neuen Heiligen und Ikonen aus Köln mit Mikrofon, Teddybär und Zuckerstange?
Der Legoaltar folgt in seinem Aufbau einem mittelalterlichen Flügelaltar – wie er z.B. heute noch im sogenannten Clarenaltar im Kölner Dom erhalten ist. Die innere Schauseite des Altars, die im Mittelalter nur zu kirchlichen Festtagen geöffnet wurde, zeigt – nicht wie beim Clarenaltar die berühmten Ursulabüsten – sondern kleine Lego-Standfiguren, die im 3D-Druck hergestellt wurden. Das jeweils unterste Gefach zum Mittelschrein ist gefüllt mit „Break-away-Support“ – Kunststoffstützstreben, die beim 3D-Druck anfallen und weggebrochen werden. Sie stellen in Ihrer knochenartigen Struktur eine Parallele zu den Reliquienbehältnissen im Mittelalter dar.

Die klappbaren Flügel der Außenseiten zeigen im Mittelalter häufig Tafelmalereien aus der Leidensgeschichte Jesu, Szenen aus dem Marienleben oder Martyriumlegenden eines/einer Heiligen. Im modernen Legoaltar dagegen präsentieren sich die neuen und alten Ikonen Kölns auf Postkarten und laden ein: Who is who?

Heiligenfiguren sind in Ihrer Ikonographie oftmals schwierig zu kennzeichnen bzw. zu unterscheiden, da Sie besonders im Mittelaltar in Kleidung und Mimik sehr stereotyp wirken. Oftmals ermöglichen nur die beigefügten Attribute eine eindeutige Zuschreibung.
In der Lernsituation Charakterdesign haben sich die Schüler*innen mit der Neuinterpretation von alten Heiligen bis hin zu neuen Ikonen unserer Zeit beschäftigt. Dabei gilt es zu entdecken, was uns Heilige sagen wollen, welche Geschichten Sie erzählen oder welches Martyrium sie durch ihr Attribut darstellen. In ihrer geometrischen Außengestalt sind auch Legofiguren manchmal schwierig zu unterscheiden – umso mehr fokussiert sich das Auge auf die Attribute, welche die Gestalt zu einem Individuum werden lassen.

Wer ist überhaupt eine Heiliger? Eine Fürsprecherin? Ein Vorbild? Verstehen wir sie überhaupt noch? Wer könnten die Ikonen und Vorbilder von heute sein?
Aus diesen Überlegungen ist ein neuer Kölner Heiligen- und Ikonenaltar unserer Zeit geworden, der eine bunte Mischung von Charakteren zusammenstellt und einlädt, genau hinzusehen, mehr über die Gestalten zu erfahren und das Heiligen- und Ikonenbild zu hinterfragen.


Worüber würden sich Edith Stein und Carolin Kebekus heute unterhalten?
Würde Willi Ostermann zusammen mit der Heiligen Cäcilie ein Karnevalslied singen?
Wäre der Heilige Petrus nicht ein guter Bodyguard für Henriette Reker?
Größe – Materialien – Beteiligte Klassen
Ausstellungsprodukt: Lego-Altar – Kölner Ikonen- und Heiligenaltar 2022
Materialien: Kiefernholz, Lindenholz, Spanplatte, Papier, PLA-Filament (3D-Druck)
Fach: 3D-Gestaltung
Klassen:
Altar: 30 Schüler*innen aus den Klassen AS3O1 und AS2O1
Häkelfiguren: Kristina Botcharov (AS3M1a)

Bildungsgang: Gestaltungstechnische Assistent*innen für Grafik- und Objektdesign
Redaktion: © Text: Wolfgang Huhn // © Bilder: Wolfgang Huhn, Tom Rathmann